Die Umweltorganisation One Earth – One Ocean e.V. (OEOO) startet gemeinsam mit der Schwarz Gruppe (Lidl, Kaufland) sowie der PT Wasteforchange Alam Indonesia (W4C), einem lokalen Spezialisten für Abfall- und Kreislaufwirtschaft in Java/Indonesien, im Frühjahr 2020 ein gemeinsames Flussreinigungsprojekt in der indonesischen Millionenstadt Bekasi östlich von Jakarta.
Mit der Schwarz Gruppe, einem international führendem deutschen Konzern in den Bereichen Handel, Produktion und Recycling mit weltweit ca. 430.000 Mitarbeitern und über 12.100 Filialen und Fachmärkten in 30 Ländern, konnte OEOO einen starken Partner gewinnen, der sich seiner Verantwortung für die Umwelt bewusst ist und diese in seiner internationalen Plastikstrategie Reset Plastic aktiv wahrnimmt, auch durch Beseitigung von Kunststoffmüll aus der Umwelt. Das gemeinsame Projekt ist vorerst auf drei Jahre angelegt. Die Projektleitung liegt bei OEOO.
Mit Seehamstern gegen den Müll
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Schwarz Gruppe einen starken Partner gewinnen konnten, um nach unserem Projekt in Battambang/Kambodscha nun im Frühjahr 2020 ein weiteres Müllsammel- und Flussreinigungsprojekt in Asien starten zu können“, erklärt Günther Bonin, Gründer und Vorsitzender der Umweltorganisation One Earth – One Ocean e.V. „Neben der Finanzierung des Gesamtprojekts, zu dem auch die entsprechenden Seehamster Sammel-Katamarane sowie weitere Ausrüstungen, Schulungen der Projektbeteiligten sowie das Recycling der eingesammelten Kunststoffe gehören, bringt die Schwarz Gruppe auch ihre Expertise zum Thema Recycling ein. Unterstützt wird das Vorhaben auch durch die lokale Regierung in Bekasi.“
„Für eine fundierte Plastikstrategie ist es wichtig, den ganzheitlichen Ansatz im Blick zu haben. Daher haben wir bei Reset Plastic, der Plastikstrategie der Schwarz Gruppe, fünf Handlungsfelder definiert: Vermeidung, Design, Recycling, Beseitigung sowie Innovation und Aufklärung“ sagt Anja Köllner, Gesamtprojektleiterin von Reset Plastic. „Mit dem
Handlungsfeld Beseitigung wollen wir dazu beitragen, dass der Eintrag von Plastikmüll in die Umwelt verhindert sowie Plastikmüll aus der Umwelt beseitigt und fachgerecht recycelt wird. Durch unsere Kooperation mit OEOO unterstützen wir die Beseitigung von Plastik in einem der am meisten betroffenen Länder.“
Mit Hilfe von Seehamstern, speziellen von OEOO konzipierten Müllsammel-Katamaranen für Binnengewässer und Flüsse, sollen die stark mit (Kunststoff-)Müll verunreinigten Flüsse rund um die Millionenmetropole Bekasi abschnittsweise gereinigt werden. „Wir freuen uns, gemeinsam mit der Schwarz Gruppe und W4C unser erstes Projekt in Indonesien zu verwirklichen. Gemeinsam ist es unser Ziel, den Müll einzusammeln, bevor er ins Meer gelangen kann.“ sagt Dr. Harald Frank, Projektleiter von OEOO über die geplante Kooperation. „Um Emissionen zu vermeiden, setzen wir bei diesem Reinigungsprojekt erstmals Seehamster ein, die mit einem E-Antrieb ausgerüstet sind, der über Photovoltaik geladen werden kann.“
Es gibt viel zu tun
Die Industriemetropole Bekasi, knapp 40 Kilometer südöstlich von Jakartas Zentrum, hat ca. 2,9 Mio. Einwohner (2018) und liegt in einer der Gegenden mit der höchsten Umweltverschmutzung Indonesiens. Mit der Bantar Gebang befindet sich die größte Müllhalde Indonesiens, auf die seit Anfang der neunziger Jahre der Großteil des Abfalls aus Jakarta gebracht wird, in der Gegend. Ebenfalls in der Umgebung fließt der Citarum, der angeblich „weltweit schmutzigste Fluss“, der vor allem durch Chemikalien aus Textilfabriken, aber auch durch Hausmüll und andere Abfälle verunreinigt wird. „Da es weder ein geregeltes Abfallsystem noch fließend Wasser gibt, wurde der Fluss für die Anwohner nicht nur zur Wasserquelle, sondern zur Müllhalde. (…) 2016 schlossen sich Greenpeace und weitere Umweltgruppen zusammen und reichten Sammelklage gegen das indonesische Umweltministerium ein. (…) 2018 versprach der indonesische Staatspräsident Joko Widodo, dass der Citarum innerhalb der kommenden sieben Jahre wieder in seinem ursprünglichen, gesunden Zustand zurückversetzt wird. 2025 soll das Wasser sogar wieder trinkbar sein. Dennoch werden die Anwohner bis heute lediglich mit einfachen Schildern darauf hingewiesen, dass sie keine Haushaltsabfälle im Citarum entsorgen dürfen – und nur wenige halten sich an das Verbot. Daran wird sich auch nichts ändern, bis die Behörden eine richtige Müllabfuhr einrichten.“ (
Quelle). Aber auch der Cikeas River in Benkasi ist extrem mit Müll und Chemikalien verschmutzt.
Maritime Müllabfuhr
Dass Kunststoffmüll in den Gewässern weltweit eines der gravierendsten Umweltprobleme unserer Weltgesellschaft ist, muss nicht mehr betont werden. Über 140 Mio. Tonnen Kunststoffmüll befinden sich nach Schätzungen bereits in den Meeren weltweit, jedes Jahr kommen mindestens 10-15 Mio. Tonnen dazu. Prognosen gehen bis 2025 von einer Verdoppelung der maritimen Müllmengen aus. Die globalen jährlichen Schäden durch Kunststoffmüll in Gewässern werden von der UN mit 13 Mrd. USD angegeben. Langzeitauswirkungen und Folgeschäden für Menschen, Tiere und Ökosysteme, insbesondere durch Mikroplastik in der Nahrungskette, sind dabei noch nicht berücksichtigt.
Die gemeinnützige Organisation One Earth – One Ocean e.V. (OEOO) mit Sitz in München-Garching und Kiel hat deshalb bereits seit 2011 ihr Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“ zur Sammlung von Kunststoffmüll aus Binnengewässern und Meeren entwickelt. Das Konzept der „Maritimen Müllabfuhr“ sieht eine Flotte aus speziellen Arbeitsschiffen mit fördertechnischer Ausrüstung zum Aufsammeln des Kunststoffmülls in Flüssen, Flussmündungen und küstennahen Meeresregionen vor. Die kleinste Einheit der „Maritimen Müllabfuhr“ sind sogenannte Seehamster, kleine Katamarane mit etwa vier Metern Länge und zwei Metern Breite und einer herunterklappbaren Metallrampe, mit der Kunststoffmüll aus Flüssen und Binnengewässern gesammelt wird. Inzwischen geht bereits die fünfte verbesserte Generation der Seehamster-Schiffe in Betrieb, sie sind bisher in Deutschland und Kambodscha im Einsatz und werden nun auch beim Projekt in Indonesien zum Einsatz kommen.